Archive for August 2010

Stop giving me choices….

26. August 2010

Es gibt da ein neues Lied mit diesem Titel, und ich finde, er hat etwas wahres!

Klar, es ist schlecht, wenn man keine Wahlmöglichkeiten hat.

Aber gerade schlage ich mich damit herum, dass ich zu viele Möglichkeiten habe, mich zu entscheiden. Zu viele Wege, die ich gehen könnte. Was soll ich also tun?

Soll ich den Weg einschlagen, auf den ich schon seit fast 4 Jahren hinarbeite? Soll ich darauf nochmal 2 Jahre warten? Und was tue ich, wenn es mir dann doch nicht gefällt?

Soll ich einfach da bleiben, wo ich bin und nichts verändern? Sicher, die Situation ist nicht so, wie ich sie mir wünsche, ich habe wenig Karierreaussichten, aber ich muss nichts verändern.

Soll ich einen ganz neuen Weg einschlagen, von dem ich weder weiß, ob er mir gefällt noch ob ich es schaffen kann? Der Weg wäre dafür aber sehr interessant, etwas ganz neues auf die Beine stellen.

Oder Soll ich einfach mal auf mich zukommen lassen, was (auch in „familienpolitischer“ Hinsicht) passiert und garnicht versuchen, mich zu entscheiden?

So viele Wege, ich kann aber nur einen davon gehen…Entscheidungen fallen mir immer sehr schwer, und gerade hatte ich mich mit einer abgefunden, jetzt habe ich wieder so viele neue Möglichkeiten!

Tja, vielleicht lässt sich das Leben ja auch einfach garnicht planen und ich sollte warten, was sich wie ergibt und die Zeit für mich entscheiden lassen!

Ich mag keine Eintscheidungen treffen, ich habe Angst, dass es dann die falsche ist….

Euer sehr verwirrtes Schwesterchen

Wie man behindert wird

5. August 2010

Vor einigen Jahren gab es mal den Slogan „Behindert ist man nicht, behindert wird man!“.

Gestern habe ich erfahren, wie wahr er doch ist. Ich bin seit einer Woche mit  einer Reisegruppe mit gehbehinderten Menschen und Rollstuhlfahrern im Allgäu unterwegs.  Wir machen viele Ausflüge mit Lifterbussen und gestern waren wir an einem See und haben eine Rundfahrt mit dem Schiff gemacht. Genervt hat uns weniger, dass wir eine halbe Stunde warten mussten, bis wir endlich aufs  Schiff durften, weil sich natürlich alle „Fußgänger“ vorgedrängelt haben. Es hat uns auch nicht so genervt, dass wir vor der (winzigen) Behindertentoilette ewig warten mussten, weil jemand drauf war (ohne Rolli). Was mich aber wirklich sehr geärgert hat, war eine Begebenheit beim Aussteigen:

Wir hatten uns aufgestellt, damit wir das Schiff zügig verlassen können. Es gab jedes Mal etwa 10 Minuten vor dem Anlegen eine Durchsage, welches die nächste Haltestelle ist. Wir haben sogar dreimal gerufen, ob noch jemand aussteigen will. In dem Moment, als das Boot ablegt, kommt eine Frau vom Oberdeck und schimpft. Sie wollte noch aussteigen. Tja, wenn man halt erst aufsteht, wenn das Schiff anlegt, muss man sich nicht wundern, wenn man nicht mehr aussteigen kann. Diese Frau hat sich dann vorgedrängelt, und ich habe zu meiner Klientin und jemandem, der neben mir steht, gesagt, dass ich das nicht gut finde, dass sich immer alle vordrängeln. Dann wollte eine Frau aus unserer Gruppe vor gehen und ein Foto machen, deswegen haben meine Klientin und ich den Rollstuhl auf die Seite geschoben, damit sie durch kann. Dann fing die andere Fau auf einmal an zu schimpfen, dass wir jetzt den Ausgang versperren würden und uns ja selber auch vordrängen würden und sowieso wären sie ja viel schneller ausgestiegen als wir mit unseren Rollstühlen. Meine Klientin hat eine Sprachstörung, sie konnte sich also garnicht verteidigen, aber die Frau hat sie sowieso nicht wahrgenommen, sondern nur mit mir und über ihren Kopf hinweg gesprochen. Ich habe mich sehr darüber aufgeregt!

Ich habe mich auch aufgeregt, als ich mit ihr zur Toilette ging (Sie hat eine Spastik und läuft deswegen ein bisschen komisch) und ein etwa 13-jähriger Junge sie anglotzt und mit dem Finger auf sie zeigt.

Was mich beeindruckt (aber auch noch mehr ärgert) ist, dass sich die behinderten Menschen schon so daran gewöhnt haben, dass sie das garnicht mehr stört. Traurig, sehr traurig!

Euer vor Wut köchelndes Schwesterchen